Schloss Phillippsburg

Stich mit der Philippsburg

Obwohl nichts mehr von der Philippsburg existiert, gehört sie doch zur Geschichte von Ehrenbreitstein. Haben hier doch lange Zeit die Kurfürsten gewohnt, ihr Personal gehalten (u.a. Maria Magdalena Keverich, die Mutter von Ludwig van Beethoven) und das Leben in der Stadt Thal Ehrenbreitstein bestimmt. Dort, wo heute die rechtsrheinische Bahnlinie und die Bundesstraße B42 verlaufen, spielte sich das höfische Leben ab.

Wer heute über die B42 an den historischen Gebäuden Pagerie und dem Dikasterialgebäude vorbei fährt, weiß wohl kaum, dass er mitten über das Gelände fährt, an dem ehemals die Philippsburg gestanden hat. Wenige Mauerreste sind noch am Hang zu sehen, die einmal die Rückwand des Schlosses bildeten. Alles andere, der ehemalige Hafen, die Wassergräben und Festungsteile, die das Schloss einmal schützten, sind verschwunden, zugeschüttet oder abgerissen. Wo einmal eine Gartenanlage mit Wasserspielen existierten, fahren heute Autos und Züge.

Das Schloss Philippsburg war Teil der Kurfürstlichen Residenz in Ehrenbreitstein, das heute ein Stadtteil von Koblenz ist. Die Kurfürsten und Erzbischöfe von Trier residierten hier von 1632 bis 1786. Das Schloss wurde 1801 bei der Sprengung der Festung Ehrenbreitstein durch die Franzosen so in Mitleidenschaft gezogen, dass es abgebrochen werden musste. Von dem Schloss, das eines der größten und bedeutendsten Barockbauten am Rhein war, ist nichts mehr erhalten. Nur die zum Schloss gehörenden benachbarten Bauten (Pagerie, Dikasterialgebäude, Krummstall und Marstall) haben die Zeit überdauert. Es ist fraglich, ob es außerdem den Bau der rechtsrheinischen Bahnlinie überdauert hätte.

Errichtung im Dreißigjährigen Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg war Kurfürst Philipp Christoph von Sötern wegen der ständigen Bedrohung von Trier gezwungen, seine Residenz an einen sicheren Ort zu verlegen. Unterhalb der Festung Ehrenbreitstein, der sichersten Festung von Kurtrier, direkt am Rhein nördlich des Ortes Ehrenbreitstein ließ er von 1626 bis 1632 das Schloss Philippsburg als ein bastioniertes Residenzschloss erbauen.

Kurfürst Sötern schlug sich im Dreißigjährigen Krieg auf die Seite Frankreichs und französische Truppen besetzten am 5. Juni 1632 die Festung Ehrenbreitstein. Nachdem Kurfürst Sötern 1635 von kaiserlichen Truppen gefangen genommen und Trier erobert worden war, befreiten diese im Mai 1636 auch Koblenz.

Der weitere Ausbau

Die nachfolgenden Kurfürsten behielten das Schloss als Residenz bei und von hier gingen in den folgenden Jahren wichtige Impulse für das politische und kulturelle Leben von Kurtrier aus. Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen ließ hinter dem Schloss einen Weg hoch zur Festung Ehrenbreitstein in den Fels schlagen. Südlich des Schlosses an diesem Weg errichtete 1690–1692 der Hofbaumeister Johann Christoph Sebastiani im Auftrag des Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck ein Festungspfortenbau, die sogenannte Pagerie, die als Neue Kanzlei genutzt wurde. Unmittelbar an der Zufahrt zum Schloss Philippsburg entstand unter Kurfürst Franz Georg von Schönborn zwischen 1738 und 1749 nach Plänen von Balthasar Neumann und Johannes Seiz ein schlossähnliches Gebäude, das sogenannte Dikasterialgebäude (siehe Dikasterium), zur Unterbringung der kurtrierischen Zentralverwaltung. Gleichzeitig wurde hinter dem Dikasterialgebäude der Krummstall zur Unterbringung von Soldaten, Personal und Werkstätten gebaut. Rechts neben dem Dikasterialgebäude errichtete Johannes Seiz 1762 den Marstall.

Das Dikasterialgebäude diente von 1778 bis 1786, während der Bauzeit des Kurfürstlichen Schlosses in Koblenz, als Residenz von Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, da er wegen Gebäudeschäden, schlechter Wohnqualität und der Gefahr von Felsstürzen nicht mehr im Schloss Philippsburg wohnen wollte. Im Jahre 1786 zog der Kurfürst schließlich in das neu erbaute Schloss nach Koblenz. Die Philippsburg wurde in den folgenden Jahren nur noch teilweise genutzt, unter anderem von metallverarbeitenden Betrieben, ansonsten verfiel das Gebäude zusehends, so dass es bereits vor seiner Zerstörung in einem sehr schlechten Zustand war und wegen Baufälligkeit einzelne Teile abgebrochen werden mussten.

 

Die Zerstörung

Koblenz wurde 1794 von französischen Revolutionstruppen im Ersten Koalitionskrieg erobert und 1799 kapitulierte auch die Festung Ehrenbreitstein. Da die Franzosen die rechtsrheinischen Gebiete im Frieden von Lunéville räumen mussten, sprengten diese 1801 vorher die alte kurtrierische Festung auf dem Ehrenbreitstein. Das darunterliegende Schloss Philippsburg wurde bei der Sprengung so in Mitleidenschaft gezogen, dass es abgebrochen werden musste. Nur einige wenige Mauerreste überdauerten bis heute. Über das ehemalige Schlossgelände führt seit dem 19. Jahrhundert eine Straße nach Vallendar (heute B 42) und die rechte Rheinstrecke der Eisenbahn. Das Dikasterialgebäude, der Krummstall, der Marstall und die Pagerie sind dagegen erhalten geblieben und lassen den Glanz der ehemaligen Residenz noch erahnen. Die Preußen nutzten diese Gebäude ab 1815 als Münz-Kaserne.

Figur aus dem Hofgarten, zu sehen im 
Mutter-Beethoven-Haus in der Wambachstrasse.

Die Hinterlassenschaften

Der Altar aus der Hofkapelle steht heute in der Wallfahrtskirche des Klosters in Kamp-Bornhofen. Ob das Gemälde des Altars noch das Original ist steht nicht zweifelsfrei fest.

Der Altar aus der Festungskirche steht heute in der modernen katholischen Kirche in Neuhäusel.

Was ist heute noch zu sehen?

Grundsätzlich gilt, dass das Residenzschloß und einige dazu gehörige Bauten restlos verschwunden sind. Restlos? Nicht ganz. Dank der noch existierenden Lagepläne können wir uns noch ein Bild machen, aus der die genaue Lage der Residenzbauten und des davor liegenden Kameralgeländes zu ersehen ist. Und einige Gebäude sind ja auch noch komplett erhalten: Die Pagerie, der Dikasterialbau, der Marstall und der Krummstall. Und an alten Mauerresten können wir die Lage einiger Teile des Schlosses erkennen.

Brennholzlager-platz

Der Platz zwischen dem Dikasterialbau und der Pagerie diente als Brennholzlagerplatz, hier lag der sog. Brennholz-schuppen. Holz war das das Brenn- und Heiz-material der damaligen Zeit und wurde in großen Mengen benötigt.

Halbbastion

Zwischen Pagerie und Neuem Bau stand die Halbbastion mit davorliegendem Hof und Wassergraben mit Brücke. Im Hof befanden sich die Wasserspiele. Über die Brücke gelangte man in den Schlossbereich.

Neuer Bau

Der Neue Bau lag zwischen der ersten Halbbastion und dem rechten Flügel. Er wurde 1672 nach Plänen von Fortifikationsbaumeister Mors gebaut und hatte die Maße 38 x 8,5 m mit 4 Geschossen und 28 Zimmer.

Mittelbau

Der Mittelbau, zur Bauzeit „Zwerchbau“ genannt, diente mit einem Sockelgeschoß und den ersten beiden Stockwerken  mit seinen gewölbten Gängen als Verbindung zwischen dem rechten und linken Schlossteil.

Rechter Teil

Er hieß zur Bauzeit „Der Fuderhausbau“ und ist zum größten Teil wahrscheinlich aus dem alten Fuderhaus entstanden. Nach der Baubeschreibung von 1776 hatten die drei Flügel des rechten Schloßteils 48 Zimmer mit 57 Fenstern.