Ehrenbreitstein – ein Reiseführer von 1931

Durch Zufall halte ich einen Reiseführer von 1931 in den Händen. Er beschreibt das Reisen am Rhein, und auch Koblenz und Ehrenbreitstein, damals noch getrennte Städte, kommen darin vor. Mir gefiel das Geschriebene so gut, daß ich es auch Ihnen hier vorstellen möchte. Ich habe die Textpassagen weitgehend unverändert gelassen, und so können Sie sich ein Bild von damals machen. Viel Spaß beim Lesen.

 

 Ein Reiseführer aus dem Jahr 1931 aus dem Grieben- Verlag Berlin

Die Ratschläge

Eine Bank rät:

Vor der Reise
miete man sich bei uns ein Tresorfach und bringe seine wichtigen Briefschaften, Wertsachen usw. darin unter. Das schützt sie besser gegen Indiskretion, Feuer, Wasser und Diebstahl. Kleine Fächer kosten monatlich M. 1.-, an manchen Orten sogar nur 50 Pfg.

Für die Reise
besorge man sich bei uns ein Akkreditiv oder einen Kreditbrief. Dann braucht man nie größere Summen in bar bei sich zu tragen.
Nach der Reise
spare man sofort um einen stetig wachsenden Fonds zu schaffen, aus dem die nächste Reise bestritten werden soll

Ein Pharmaunternehmen rät:

Vor der Reise zu lesen!
Bei Reisebeginn leiden die meisten Personen unter Störung der Verdauung. Die veränderte Kost, das Fahren mit Bahn oder Schiff hemmt die Darmfunktion. Auch wer sich sonst einer geregelten Darmentleerung erfreut, bemerkt Unregelmäßigkeit des Stuhlgangs. Oft wird man dadurch um den Genuß gerade der ersten schönen Urlaubstage betrogen.
Sie reisen ohne Verdauungsstörung, wenn Sie gleich am ersten Reiseabend vor dem Niederlegen eine oder zwei Kissinger Pillen (Boxberger) nehmen. Dann können Sie mit sicherer, schmerzloser Entleerung am anderen Morgen rechnen.

 

 

 

 

 Ehrenbreitstein – Beschreibung aus dem Reiseführer

Bahnhof, am Rhein, der Moselmündung gegenüber, für alle rechtsrhein. Züge. Von der Schiffbrücke und von der Dampffähre am unteren Tor (oberhalb des Bahnhofs) betritt man Tal Ehrenbreitstein. Am Tor, unter der Eisenbahn, Droschken- und Autohalteplatz.

Elektr. Bahn von Ehrenbreitstein nach Koblenz (Bhf.), ferner nach Arenberg, Vallendar, Höhr, Bendorf, Sayn und von Pfaffendorf nach Niederlahnstein.

Schiffsbrücke nach Koblenz, am Tor unter dem Eisenbahnübergang.

Ehrenbreitstein, in der Talschlucht der von den Festen Ehrenbreitstein und Asterstein gekrönten Höhen gelegen, mit ca. 3 000 Einw., war 1774 Sommeraufenthalt Goethes, Lavaters und Basedows, bis 1786 Residenz des Kurfürsten von Trier und ist Geburtsort Brentanos und der Mutter Beethovens. Kurfürstl. Schloß, schöne Giebelhauser usw.

Wenn man von Koblenz über die Schiffbrücke nach Ehrenbreitstein geht, so gelangt man auf den Kapuzinerplatz, an dem r. die 1656 erriehtete Kapuzinerkirche (E 2) liegt. L. zweigt die in ihrer altertümlichen Art gut erhaltene Hofstraße ab, die in nördl. Richtung zum Bahnhof Ehrenbreitstein (E 2) führt. Noch vor dem Bahnhof liegt L das Hotel zum Kurfürsten (s. S. 143), das Haus der Familie Laroche, bei der Goethe 1774 zu Besuch weilte (Gedenktafel). Gegenüber vom Bahnhof das 1739 – 49 von Balthasar Neumann erbaute ehem. Schloß der Kurfürsten von Trier, später Dikasterialgebäude und jetzt Kaserne. Südl. anstoßend der frühere Marstall, 1762 von Joh. Seiz, einem Schüler Balth. Neumanns, erbaut; heute ebenfalls Kaserne. Am Fuß des Felsens, hochgelegen, das Pagenhaus. 118 m über dem Rhein, auf hohem Fels, thront die imposante Feste Ehrenbreitstein (E 1), ehem. kurfürstl. triersches Schloß, 1801 von den Franzosen zerstört, 1816 bis 1822 von Preußen wieder aufgebaut. Die Aussicht von der Höhe gehört zu den schönsten am Rhein. Vom Rheinuf er in Koblenz aus ist der Blick auf die Festung, die finster und unbezwingbar auf den Rhein herabsieht, ungemein malerisch.

Die ursprüngliche alte Landesfestung Ehrenbreitstein wurde 1631 im 30jährigen Kriege von den Franzosen genommen, 1637 aber von dem kaiserlichen General Jan v. Werth wiedergewonnen. 1799 fiel sie nach 10 Monate langer Verteidigung wieder in die Hände der Franzosen, welche die Festungswerke schleiften. 1816 — 26 ließ die preußische Regierung durch den General v. Aster den steilen Felsen aufs neue befestigen; dies ist die heutige Festung Ehrenbreitstein.

 

 

 

 Hotels und Restaurants in Ehrenbreitstein zu dieser Zeit

Hotels

Zum Kurfürsten (historisch interessant, Goethe-Gedenktafel; Geburtshaus v. Clemens Brentano mit Gedenktafel), am Rhein,
Hotel Rheinterrasse, Kaiser-Wilhelm-Terrasse 135a,
Hotel-Rest. Hoegg zur schönen Aussicht, an der Schiffsbrücke
Hotel Rath, Hofstr.,
Hotel Kreutz, Hofstraße 281, gegenüber der Schiffsbrücke,
Rehling, Markt 219,
H. z. Post, Hofstr. 261,
Albert, Kapuzinerplatz,
Weimarer Hof,
Trum (Krone),
Stern.

Restaurants:

Weinhaus u. Café Rheinterrasse, schöne Aussicht;
Leichtle;
Luft, Friedrich-Wilhelm-Str. 165;
Rest. Schlößchen.

 

 Ausflug nach Arenberg

Der Weg zum Asterstein auf der Pfaffendorfer Höhe geht von der Schiffbrücke geradeaus bis zur Steintreppe, dann r. zum Luisenturm (1856 erbaut und nach der Großherzogin von Baden benannt). Darüber auf dem Rande der Höhe ein Obelisk für die 1866 gefallenen Krieger, von den Offizieren des 8. Armeekorps errichtet. Schöne Aussicht auf Koblenz (1 — 1^4 St.; Rest. Terrasse Asterstein; Viktoria-garten). Von Ober-Ehrenbreitstein auf Feldweg in 20 Min., von Ehrenbreitstein zu Fuß in 3/4 St. entweder durch das romantische Mühlental oder über die sog. Kniebreche nach Arenberg.

Arenberg im Volksmund als Roter Hahn bekannt (Anm.: nach der damals bekannten Gststätte),  und nicht nur ein jährlich von Tausenden besuchter Wallfahrtsort, sondern seiner schonen Lage wegen auch als Luftkurort beliebt. Beruhmt sind die religiosen Anlagen (Eintritt 40 Pf., den ganzen Tag geöffnet), geschaffen von Pfarrer Kraus. Die 1860 erbaute und 1868 geweihte Pfarrkirche ist eine Basilika im roman. Stil. Das Innere ist im Geschmack des 19. Jahrh. ausgestattet. Der Hochaltar wirkt überladen. Die Stationen (Besicht. ca. 1 — 1% St.) stellen das Leben und den Leidensweg Christi dar. Die Orientierung ist durch Pfeile, Wegweiser und Nummern erleichtert. Die Anlagen dehnen sich fast bis Immendorf aus. Dicht neben dem Kreuzweg Kloster und Mutterhaus der deutschen Kongregation der Schwestern der hl. Katharina von Siena vom dritten Orden des hl. Dominikus. Das Kloster leitet ein wissenschaftlich.es und ein Haushaltungs-Pensionat. Hinter dem Hotel zum Roten Hahn, auf der Hohe am Waldrand (4 Min.) herrliche Fernsicht bis zu den klar auftauchenden Eifelvulkanen.