Die Straßen von Ehrenbreitstein – Helfensteinstraße
Zur Zeit des Kurfürsten hieß die Helfensteinstraße noch „Clemensstraße“ nach dem Gerber Johann Clemens. Sie war früher die Hauptverbindung zwischen dem Ortseingang, der nach Montabaur und Limburg führenden Straße und dem Pfaffendorfer Tor und wurde deswegen auch „Frankfurter Chaussee“ genannt. Bei der Eingemeindung 1937 erhielt die Straße ihren heutigen Namen, weil es in der Koblenzer Innenstadt schon eine Clemensstraße gab.
An der verwinkelten Anordnung der Baufluchtlinie, besonders nach der Bergseite hin, erkennt man wohl noch ihren ursprünglichen mittelalterlichen Verlauf. In der Zeit zwischen dem Ende des 17. und Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden hier, auf den Grundmauern von alten Häusern, neue schöne Barockhäuser, die zum größten Teil noch stehen. In der Helfensteinstraße befand sich auch im 15. Jahrhundert ein Augustinerinnenkloster.
Helfensteinstraße 60
Das Haus Helfensteinstraße 60 wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Gastwirt Peter Josef Steininger erbaut. Steininger betrieb hier Gastwirtschaft und Herberge („Zu St. Peter“). 1894 war Johann Karl Ahlemeyer aus Kassel Eigentümer des Gebäudes, das 1902 dem Polizeisergeanten Josef Stock gehörte. 1959 kaufte der Druckereibesitzer Hans Wiegand das Haus von Irmgard Elzer.
Zwischen den Häusern 60 und 63 lag hinter einer hohen Mauer noch ein Garten. An seiner Stelle baute Wiegand 1967 das Haus 61. Das Gebäude Helfensteinstraße 60, das im Zuge des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges ein modernes Dach erhielt, wurde renoviert und befindet sich jetzt in einem guten baulichen Zustand.
Helfensteinstraße 66
Das Haus ist, ebenso wie das inzwischen objektsanierte Nachbarhaus 69, Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines viel älteren Hauses neu gebaut worden, zumindest das Erdgeschoss stammt noch von dem alten Haus. 1944 wurde der Giebel des Zwerchhauses zerstört und in der alten Form nicht mehr aufgebaut. Die Besitzer waren 1857 der Seifensieder Jakob Kräff, 1894 sein Sohn, ebenfalls ein Seifensieder. 1902 es an Ernst Berger verpachtet.
1909 gehörte das Haus den Erben Kräff, die Händlerin Elisabeth Dittrich betrieb hier ihr Geschäft. 1914 war das Gebäude Eigentum des Koblenzer Architekten Joseph Meurer. 1921 hatte der Schreinermeister Alois Haas das Haus erworben und betrieb hier seine Schreinerei. Heute macht das Gebäude einen sehr gepflegen Eindruck, nachdem erhebliche Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen wurden.
Helfensteinstraße 69
Dieses viergeschossige Fachwerkhaus wurde 1720 erbaut und später verputzt.
Helfensteinstraße 70
Das Haus wurde 1725 nach dem Plan des Hofbaumeisters Hans Georg Judas an der Stelle der urkundlich erstmals im Jahr 1200 erwähnten „Herrenmühle“ erbaut, welche die älteste Ehrenbreitsteiner Mühle gewesen sein soll. Vermutlich gehört sie zu den Anfängen der Besiedlung im Dahl, die sich im 13. und 1q4. Jh. entlang der Bäche zum Rhein hin ausdehnte.
1355 ist eine Linde bei der Mühle bezeugt, die vielleicht als Gerichtslinde und damit Tagungsort des Ehrenbreitsteiner Schöffengerichtes diente.
Die nachfolgenden Mühlenbesitzer waren Jakob Maurer (1759-1783), dann dessen Sohn Jakob Maurer (1783-1805). Es folgten 1806 Jakob Klisserath und 1829 Johann Anton Jung. 1850 folgte der Müller Mathias Groß, 1882 kaufte der Müller Sebastian Albert Doetsch die Mühle, an dessen Sohn sie Anfang der 20er Jahre über ging. Den Mühlenbetrieb hielt der letzte Müller Willi Doetsch bis in die 50er Jahre aufrecht. 1965 ging das Eigentum an das Ehepaar Hans Pohren über. Heute wird es als Wohnhaus benutzt.
Foto 24.01.2024 Kurt Singer
Foto 24.01.2024 Kurt Singer
Helfensteinstraße 74
(in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)
Dieses Haus sticht hervor durch seinen Eingang mit klassizistischer Oberlichttür.
Helfensteinstrasse 76
(in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)
Dieses Haus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. In der linken Haushälfte sind noch ältere Teile erhalten. Im vorigen Jahrhundert befand sich hier zeitweise eine Bäckerei, 1859 hieß der Bäcker Johann Kaufmann. Der alte Backofen ist noch im Erdgeschoss des Gebäudes erhalten. 1883 war der Eigentümer Johann Nepomuk Hölzer, 1886 folgte Karl Schmilz. 1890 kaufte der Schreinermeister Franz Josef Krupp das Haus, das bis 1980 im Familienbesitz blieb.
Dann erwarben es die Eheleute Wilhelm Hulten. Was das Haus 76 besonders interessant macht, ist ein kleines kapellenartiges Zimmer mit Kreuzgratgewölbe im ersten Stock nach dem Berg zu. Es ist 3,30 Meter hoch, 3,90 Meter breit und vier Meter lang. Der kleine Raum befindet sich genau über dem Backofen im Parterre. Dieses kleine Gewölbe könnte noch ein Relikt des alten Klosters sein, das im 15. Jahrhundert hier stand, vielleicht ist es sogar der Rest des Chors der Klosterkapelle.
Helfensteinstrasse 79
(in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)
Das Haus ist, nach den gekoppelten Fenstereinfassungen zu urteilen, Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet worden. Die Besitzer waren 1857 der Ökonom (Landwirt) Nikolaus Pfaffendorf, 1883 gehörte es dem Privatsekretär Heinrich Sonntag, ab 1886 seiner Witwe, die es um 1913 an den Küfermeister Karl Metzinger verkaufte, der hier eine Weinhandlung betrieb.
Das Gebäude hat noch seine originale Haustür und ein schönes, geschnitztes Treppengeländer. Auch heute sind in dem Gebäude noch zahlreiche historische Details vorhanden wie zum Beispiel Stuckdecken.
Helfensteinstrasse 85
(in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)
Das Haus wurde als siebenachsiger Mansardendachbau um 1738 von dem Rotgerber Sturm an der Stelle des alten, im Jahr 1711 aufgegebenen, Ehrenbreitsteiner Friedhofs gebaut. Die nachfolgenden Eigentümer waren 1857 bis 1919 die Familie des Metzgers Friedrich Hensler, wobei allerdings die Metzgerei schon 1883 nicht mehr bestand, dann der Metzger Johann Lehnhard, welcher 1920 die Toreinfahrt zum Hof, die sich links im Haus befand, zum Ladengeschäft umbaute.
Anfang der 50er Jahre wurde die Metzgerei in die Friedrich-Wilhelm-Straße 164 verlegt. Die Erben Lehnhard verkauften das Haus Mitte der 80er Jahre, dessen Inneres anschließend umgebaut wurde, um die Wohnungen weiter zu vermieten. Der einstige Laden ist heute eine Toreinfahrt. Am und im Gebäude selbst befinden sich noch kunsthistorisch interessante Details, darunter die schöne Eingangstür und die Holztüren im Innenbereich.
Bemerkenswert ist, dass sich der Hofbereich der Häuser Helfensteinstraße 85 und 86 direkt über dem Blindbach befindet. Diese Eigenschaft wurde in der Vergangenheit genutzt, um „sanitäre Anlagen mit permanenter Wasserspülung“ zu errichten.
Helfensteinstrasse 86
(in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)
Wohnhaus des Komponisten und Kirchenmusikers Peter Joseph Buschmann (1893-1966) und des Malers und Grafikers Manfred Christiansen (1931-1997)
Der stattliche traufständige Putzbau mit den gekoppelten Fenstereinfassungen wurde 1738 von dem Kriegsrat des Trierer Kurfürsten Franz Georg von Schönborn (nach Jens Fachbach Johannes Margaretha) erbaut.
Von 1776 bis 1893 diente das Haus als Geschäft, später als Arztpraxis der Familie Otto. Die Erben verkauften es an den Weinhändler Peter Buschmann.
Dessen Sohn, der Kirchenmusiker Peter Joseph Buschmann, lebte und arbeitete hier seit 1925. Er war Dirigent und Organist an Kirchen in Koblenz und Ehrenbreitstein. Buschmann schrieb als Komponist vorwiegend geistliche Werke. Tochter Ursula lebte mit ihrem Mann, dem Maler und Grafiker Manfred Christiansen, im ausgebauten Hinterhaus.
Auch nach zwei weiteren Besitzerwechseln gilt das Haus als Vorbild für den behutsamen Umgang mit historischer Bausubstanz.
Das Gebäude hat noch seine originale Haustür und ein schönes, geschnitztes Treppengeländer. Auch heute sind in dem Gebäude noch zahlreiche historische Details vorhanden wie zum Beispiel Stuckdecken.
Foto: Kurt Singer 27.06.2024