Einleitung zur Bachelorarbeit von Pascal Forneck
Forneck, Pascal: Beethoven und Koblenz – Koblenz und Beethoven. Historische Verbindungen und Darstellung des Verhältnisses der Stadt zu dem Komponisten anhand von Archivmaterial und gedruckten Quellen (unveröffentlichte Bachelorarbeit), Musikwissenschaft, Universität Koblenz-Landau, 2020.
„Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium…“
Diese Zeilen aus Friedrich Schillers Ode „An die Freude“ kennen die meisten Menschen aus Ludwig van Beethovens 9. Symphonie und dürften vermutlich den wohl häufigsten und unoriginellsten Einstieg in eine Arbeit über Ludwig van Beethoven darstellen. Aber diese Zeilen zeugen eben auch von der großen Bekanntheit des Komponisten, dessen Werk und Vermächtnis auch heute große Relevanz zu haben scheint. Kaum eine Person in der Menschheitsgeschichte wurde so verehrt, kaum eine Person wurde so mythisiert und kaum eine Person hat es geschafft über so viele Jahrhunderte die Menschen zu begeistern, wie Ludwig van Beethoven. Im Jahr 2020 jährt sich sein Geburtstag zum 250. mal und wäre nicht die Covid-19 Pandemie über die Welt hereingebrochen, würde sich die klassische Musikszene Deutschlands im (positiven) Ausnahmezustand befinden. Nichtsdestotrotz bietet dieser Anlass für zahlreiche Künstler, Musiker, Wissenschaftler und Journalisten Gelegenheit sich eingehend mit dem Komponisten, seinem Leben und seinem Werk auseinanderzusetzen.
Dieser Ausnahmezustand der deutschen Kulturszene ist aber nichts neues, sondern in der Geschichte der Beethoven-Jubiläen fast normal. Bereits 1845, nicht einmal zwei Jahrzehnte nach dem Tod des Komponisten, wurde ihm in Bonn ein Monument aufgestellt und ihm zu Ehren ein mehrtägiges Festival abgehalten. Schon damals nahmen an den Festivitäten diverse prominente Personen dieser Zeit teil: Alexander von Humboldt, Hector Berlioz, Franz Liszt, König Friedrich-Wilhelm IV. und die englische Königin Viktoria waren nur einige der damaligen Gäste.
Diese große Verehrung, die von Beethovens Lebzeiten bis in die Gegenwart fortbesteht, ist die Grundvoraussetzung für die Thematik dieser Arbeit.
Es ist leicht vorstellbar, dass solche Popularität auch dort Spuren hinterlassen haben muss und hinterlässt, wo man auf die ein oder andere Weise besondere Verbindungen zu Ludwig van Beethoven hervorheben kann. Die Stadt Koblenz erfüllt definitiv die Voraussetzungen dafür, denn Beethovens Mutter wurde in Ehrenbreitstein geboren und hat, bis zu ihrer Heirat mit Johann van Beethoven, ihr Leben dort verbracht. Auch Franz Gerhard Wegeler, lebenslang ein enger Freund Beethovens, verbrachte einen großen Teil seines Lebens in der Stadt an Rhein und Mosel.
Von diesem Wissen ausgehend leitet sich die Leitfrage dieser Arbeit ab: Welche historischen Verbindungen gibt es zwischen Beethoven und Koblenz und inwiefern wirkten bzw. wirken sich diese auf das Verhältnis der Stadt zum Komponisten aus?
Der erste Teil dieser Arbeit beschäftigt sich dementsprechend ganz mit den historischen Verbindungen Beethovens nach Koblenz. Es werden die wichtigsten Verknüpfungen kurz unter folgenden Gesichtspunkten vorgestellt: Wer ist die Person? Wie ist ihr Verhältnis zu Beethoven? Wie ist ihr Verhältnis zu Koblenz? Auch soll der Frage nachgegangen werden, ob Beethoven selbst in Koblenz war. Für Lebensläufe wird vor allem auf Sekundärliteratur zurückgegriffen. Für die Darstellung des Verhältnisses der betrachteten Person zu Beethoven oder Koblenz soll zusätzlich auch nah an und mit Primärquellen gearbeitet werden. Da anzunehmen ist, dass die Verbindungen zum Rheinland vor allem aus Beethovens Jugendzeit hervorgehen, könnten die wenigen Schriftzeugnisse zu Beethovens Jugend Aufschluss geben. Zu nennen sind die Aufzeichnungen des Bonner Bäckermeisters Gottfried Fischer, dessen Familie das Haus in der Rheingasse besaß, in dem Familie Beethoven lange Zeit lebte. Hinweise geben könnten auch die „Biographischen Notizen“ von Franz Gerhard Wegeler und Ferdinand Ries, sowie der Briefwechsel Beethovens, vor allem mit Wegeler. Alexander Wheelock Thayer hat für seine frühe Beethoven-Biographie, die später von Hermann Deiters und Hugo Riemann ausgiebig ergänzt wurde, auch in Bonn zu Beethovens Jugend recherchiert und unter anderem mit Zeitzeugen gesprochen. Auch dieses Werk kann Hinweise bieten.
Der zweite Teil widmet sich der Frage welche Auswirkungen diese Verbindungen auf das Verhältnis von Koblenz zu Beethoven haben. Da diese Frage die Betrachtung eines großen Zeitraums von Beethovens Zeit bis in die Gegenwart voraussetzt, können natürlich nur „Stichproben“ entnommen werden, deren eingehende Betrachtung jeweils Aufschluss über das Verhältnis zu einer bestimmten Zeit gibt, die aber im Vergleich miteinander ein Gesamtbild ergeben können. Hier wird auf diverses Archivmaterial zurückgegriffen. Quellen, die Aufschluss geben können, sind die Koblenzer Zeitungen in ihrer Berichterstattung um die Beethoven-Jubiläen, sowie andere Quellen, die Einsicht in Jubiläums-Konzerte oder Veranstaltungen bieten. Darüber hinaus finden sich hilfreiche Ansätze in Sekundärliteratur, die sich mit der Koblenzer Musikszene beschäftigt, z.B. Werke über das Koblenzer Musik-Institut von Dr. Hans Schmidt und Andreas Pecht oder Dr. Uwe Baurs Buch über das Öffentliche Musikleben in Koblenz.