Der Heribertturm

Verschiedene Ansichten des Heribertturms

Sehenswert in Ehrenbreitstein – Der Heribertturm (in der älteren Forschungsliteratur auch Heribertsturm)

Anschrift: An der Kreuzkirche

Als ein das Stadtbild prägendes Gebäude gilt der nachweislich bereits 1588, also noch weit vor dem 30-jährigen Krieg erbaute Heribertturm. Kurfürst Johann VII von Schönberg hatte damals diesen Turm zum Schutz der kurfürstlichen Kellerei und als Treppenaufgang der an dieser Stelle erbauten Heribertskirche errichtet. Seinen Namen bekam der Turm dabei vom Patrozinium der nahe gelegenen alten Heribertkapelle, die an der Stelle des heutigen Parkhauses stand.

Während der Belagerung Ehrenbreitsteins durch französische Truppen wurde 1636 zwar das gesamte Dahl einschließlich Heribertskirche eingeäschert, doch der Turm überstand diese Feuersbrunst und wurde 1672 in die Stadtbefestigung als Wehrturm einbezogen, die Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen als Abwehrmaßnahme gegen die Truppen Ludwigs XIV. von Frankreich erweitern ließ.

1848 wurde das Obergeschoss ausgebaut. Man trug den Fachwerkaufsatz aus dem 16. Jahrhundert ab und ersetzte diesen durch eine grössere, auf Knaggen weit vorkragende Fachwerkkonstruktion im neugotischen Stil, deren Entwurf man Johann Claudius von Lassaulx zuordnen kann. Das nahegelegene Pfarrhaus und Küsterhaus wurden in den 1840 er Jahren von „von Lassaulx“ entworfen und durch Ihn beaufsichtigt ausgeführt.

1890 wurde der Heribertturm an die Pfarrgemeinde Heilig Kreuz übergeben, ihr dient er bis heute als Uhr- und Glockenturm.

Blick aus den oberen Fenstern

In der Silvesternacht 1944 wurde beim Luftangriff auf Koblenz die benachbarte Kirche zerstört, die 1962 bis 1964 wiederaufgebaut wurde. Der Heribertturm überstand alle Angriffe im Ersten und Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet.

Nach dem Umbau zum Glockenturm der Heilig-Kreuz-Kirche wurden 1848 im Heribertturm drei Glocken der Aachener Glockengießerei Gaulard angebracht, von denen laut einer Hinweistafel am Turm nach Ende des Ersten Weltkriegs 1919 zwei beschlagnahmt wurden. 1927 lieferte die Hemelinger Glockengießerei Otto fünf Glocken nach Ehrenbreitstein. Mit drei dieser Glocken ersetzte die Gemeinde das Turmgeläut von Gauland und zwar mit der Marienglocke, der Christkönigsglocke und der Sebastianusglocke. Die Christkönigs- und die Sebastianusglocke wurden im Zweiten Weltkrieg 1942 zu Rüstungszwecken eingeschmolzen.

Seit 1952 besteht das Geläut des Turms wieder aus drei Glocken, nämlich der Marienglocke von 1927, der neugegossenen zweiten Christkönigsglocke der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher und der von derselben Gießerei gefertigten zweiten Sebastianusglocke.

Eine Besonderheit ist die Turmuhr von 1891, die 1890 noch von der Stadt Ehrenbreitstein vor Übergabe des Turms an die Pfarrgemeinde bei der Bockenemer Turmuhrenfabrik J. F. Weule in Auftrag gegeben worden war. Sie besitzt kein Zifferblatt, sondern schlägt mittels eines Läutwerks viertelstündlich die Zeit an.

Mit einigem Glück und vielleicht der Hilfe von Manfred Diehl kann man den Turm auch von innen besichtigen. Als Erstes sieht man das Uhrwerk des Turmes, genial einfach mit hoher Ganggenauigkeit. Es wird übrigens mit einer Kurbel regelmäßig von den Nachbarn aufgezogen.

Das Thema Heribert ist dem Kloster Heribert in Köln Deutz zu verdanken. Dies wird auch auf einem türgroßen (1m x 2,20m) Bleirahmenbild (ehemalig in der Krypta der Kreuzkirche), jetzt im Flur zu den Pfarrräumen im Kapuzinerkloster dargestellt.

Das kompliziert einfache Uhrwerk

Zum 2000-jährigen Bestehen der Stadt Koblenz konnte 1992 das Uhrwerk erneut überarbeitet und im Eingangsbereich des Turms aufgestellt werden.

Die Reparaturkosten übernahm die Stadt Koblenz als Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Stadt Ehrenbreitstein. Im Zuge der Sanierung des Dahls begann 1985 auch die Außensanierung des historisch wertvollen Bauwerkes. Teile des Dachstuhls wurden originalgetreu erneuert. Mit großem finanziellem Aufwand, unterstützt durch das Bistum Trier und durch die Spendenfreudigkeit vieler Ehrenbreitsteiner konnten hierfür die Kosten aufgebracht werden. 1991 begann die Wiederherrichtung des Turminneren. Aus statischen Gründen wurden Fußboden und Deckenkonstruktion erneuert. Auch die Tür wurde originalgetreu in Eichenholz nachgebildet.

Der Heribertturm in Wikipedia

In der Liste der Kulturdenkmäler in Koblenz-Ehrenbreitstein

Fotos: Kurt Singer, Innenaufnahmen aufgenommen mit Hilfe von Manfred Diehl und freundlicher Genehmigung durch die Pfarrei Hl. Kreuz.

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