Das Mutter-Beethoven-Haus – die Geschichte des Hauses

Das Haus stammt wohl vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Es hatte die Wirren des Dreißigjährigen Krieges leider nicht unbeschadet überstanden. Das zurückhaltend gestaltete Gebäude besaß ein Bruchsteinuntergeschoss und ein, später verputztes, leicht vorgekragtes Fachwerkobergeschoss. Das spitzgiebelige, steil abfallende Dach war typisch für die Ehrenbreitsteiner Häuser des 17. Jahrhunderts.

Der Bau setzte sich ursprünglich vor allem durch seine Zweigeschossigkeit und durch den Giebel von den anderen vorbarocken Häusern in der Wambachstraße ab, die zusammen mit der Helfensteinstraße zu den ältesten Straßenzügen in Ehrenbreitstein gehören dürften.

Man nimmt an, dass der Vater von Maria Magdalena Beethoven, der Hofkoch Johann Heinrich Keverich, das Haus um 1730 erworben hat. Etwa 1767, nach der Verheiratung ihrer Tochter, verkaufte die Mutter Keverich wahrscheinlich das Haus. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgten erhebliche Veränderungen am Gebäude. Die kleinen Fenster wurden vergrößert, Türgewände erweitert. Eine neue barocke Treppe zum Obergeschoss entstand, die frühere Spindeltreppe im unteren Teil wurde „gestutzt“. Im Hofraum fand eine aus einem anderen Ehrenbreitsteiner Wohnhaus stammende Wendeltreppe Verwendung, um den Zugang zu den Geschossen des Rückgebäudes zeit- und zweckgemäßer zu gestalten.

Da es im Zuge der Umbauten natürlich auch zu Veränderungen an der Fachwerkkonstruktion kam, wurde die Fassade vollständig verputzt. 1857 war das Haus im Besitz des Seilers Johann Kleckner. Es ging dann an seinen Sohn Friedrich Kleckner – ebenfalls ein Seiler. 1902 war der Metzger Peter Collignon Eigentümer des Hauses. Wohnung und Metzgerei hatte er auch im quer an den Fachwerkbau angefügten Nachbargebäude 207 eingerichtet. Das Haus 204 war noch 1937 im Besitz der Familie Collignon. Es war in der langen Zeit sehr heruntergekommen. Ende der 60er Jahre erwarb die Stadt Koblenz das Haus. Anfang der 70er Jahre wurde es mit Unterstützung der Stadt, des Landes Rheinland-Pfalz und der Deinhard-Stiftung zum ersten Mal vollkommen restauriert und als Museum eingerichtet. Am 27. Oktober
1975 fand die feierliche Eröffnung statt.

Nachdem 1984 das quer vor das Beethovenhaus gesetzte Gebäude 207, das als Nachtklub „die Insel“ berkannt war, abbrannte und 1985 komplett abgerissen wurde, musste die Westfront des Mutter Beethovenhauses neu gestaltet werden. Dabei stellte sich heraus, dass das Gebäude doch größere Schäden aufwies. Es wurde deshalb fast ganz abgebrochen, nur das Bruchsteinsockelgeschoss blieb erhalten. Es wurde zusammen mit dem ebenfalls abgerissenen Hinterhaus ganz neu gebaut, die Kosten betrugen rund 1,5 Millionen Mark. Mit in den Neubau integriert wurden die beiden Treppen, die Spindeltreppe im Vorderhaus und die vom Anfang des 18. Jahrhunderts stammende Wendeltreppe im Hof des Hinterhauses. Auch die im Zuge der Abbrucharbeiten gesicherte Fachwerkkonstruktion des Giebels wurde gesichert und marode Teile ersetzt. Im Hof des Zimmereibetriebes Holzbau Wagner (Braubach) wurde die Konstruktion Stück für Stück restauriert und anschließend in der Wambachstraße neu aufgebaut. Im August 1986 war der Aufbau (ohne die Glaser- und Anstreicherarbeiten) weitgehend abgeschlossen. Ende Juni 1988 war das Gebäude wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Es folgten allerdings noch Arbeiten am Erweiterungsbau, so dass die offizielle Eröffnung auf Sonntag, 3. Juni 1989, verschoben werden musste.

Foto: Kurt Singer 31.03.2024
Anbau mit Wendeltreppe. Foto: Kurt Singer

Die Aufbauphase seit 1969

1969

Bereits vor der Renovierung des ursprünglich spätmittelalterlichen Fachwerkhauses Wambach-„gasse“ Nr. 204 gab es im Hof die freistehende offene Eichen-Wendeltreppe, eine solide handwerkliche Arbeit, die aus dem Innenbereich eines anderen Ehrenbreitsteiner Wohnhauses stammt. Das Haus wurde mehrfach dem Zeitgeschmack angepasst, mutmaßlich auch ca. 1730 im barocken Stil, als der Großvater Ludwig van Beethovens das Haus erwarb.

1975

Nach seiner Sanierung wurde das Haus am 27.10.1975 erstmalig Gedenkstätte für Maria Magdalena Keverich, die Mutter Ludwig van Beethovens, da diese 1746 hier geboren wurde Rechts sieht man noch das bereits in barocker Zeit angebaute Nachbarhaus Nr. 207, in den 60er Jahren Nachtlokal, dessen Dach auf das der Nr. 204 geschoben worden war.

1976

Die offene Wendeltreppe zur Erschließung der beiden oberen Stockwerke des Hinterhofgebäudes wurde ebenfalls renoviert. Nach mehrmaligem Besitzer-Wechsel hatte die Stadt Koblenz das Anwesen in den 1960er Jahren erworben und mit einer Gesamtinvestition in Höhe von 200 000 DM, unter Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz sowie der Deinhard- Stiftung, in Stand gesetzt und als „Museum“ eingerichtet.

1985

Der Brand des Nachbarhauses Nr. 207 im Jahre 1984, der auch das Mutter-Beethoven-Haus stark beschädigt hatte, war der Anlass zu dessen stückweisem Abbau: zum Teil bis zum vermutlich spätmittelalterlichen tonnengewölbten Bruchsteinkeller. Dieser Keller und auch der Ur-Bau hatten den großen Brand von 1636, im 30 jährigen Krieg, überstanden

1985

Die Baustelle war äußerst umstritten: Wäre die alte Bausubstanz zu retten gewesen? Nur die Erdgeschoss-Fassade und einige Meter Westseite blieben original erhalten. Immerhin handelt es sich hier um das Elternhaus von Maria Magdalena. (Von hier aus heiratete sie 1767 In Bonn Johann van Beethoven, 1770 wurde dort Sohn Ludwig geboren. Da war das Haus in der Wambachstraße bereits in fremden Händen.)

1985

Beim Wiederaufbau wurden zwar alte Balken wieder verwendet und die Umrisse erinnern noch an das barocke Haus des 17./18. Jahrhunderts, im Grunde entstand jedoch ein Neubau, ohne weder dem Barock- noch dem ursprünglichen Fachwerkhaus gerecht zu werden. Da das abgebrannte Nachbarhaus Nr. 207 aufgrund des Sanierungskonzeptes nicht wieder errichtet wurde, entschied man sich hier für eine „postmoderne“ Architektur.

1987

Fertigstellung der Gedenkstätte: Der Abriss des Hinterhauses führte zur Verlegung und baulichen Ummantelung der alten Wendeltreppe, die nun zu einem Konzertsaal (99 Plätze – 2. Stock) und einem großen Raum im 1. Stock führt, der per Verbindungsgang vom Vorderhaus aus zu erreichen ist und die Ausstellungsflächen ergänzt. Die Gedenkstätte ist bis heute im Besitz der Stadt Koblenz; der Stadtteil Ehrenbreitstein ist seit 2003 hochwasserfrei und durch eine umfangreiche Sanierung aufgewertet.