Die Plätze von Ehrenbreitstein – Am Markt

Am Markt

Am Markt war in der Vergangenheit nicht nur eine Stätte friedlichen Handels, sondern auch ein Ort bewaffneter Auseinandersetzung während der Belagerung der kurtrierischen Festung Ehrenbreitstein durch die französichen Revolutionstruppen 1796. Er lag im Mittelalter am Ortsrand, weil damals die Hofstraße noch nicht existierte. Zwischen der heutigen Lielsgasse und dem Haus Nr. 220 war die Nordseite des Marktes, seine Ostseite lag zwischen der Wambach- und der Friedrich- Wilhelm- Straße.
Im 18. Jh wurde der Markt mit Häusern überbaut, welche auf den Grundmauern ihrer mittelalterlichen Vorbebauungen errichtet wurden. Der Marktplatz wird von einigen interessanten barocken Häusern umsäumt.

Am Markt 216 (in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)

Dieses Gebäude ließ der Kaufmann Johann Buschmann 1762 an Stelle eines älteren Hauses erbauen. Der schöne barocke Giebel wurde leider nach der Zerstörung durch Bomben 1944 nur in vereinfachter Form wieder aufgebaut. 1799 übernahm Sohn Hubert Josef Haus und Geschäft.

Die weiteren Eigentümer waren 1842 seine Schwester Eleonore Schramm, 1883 der Lederhändler Mathias Hensler, 1886 der Rentner Friedrich Steinebach, 1902 Wilhelm Reiß aus Aachen, danach der Fabrikant Julius Philipp, der ebenfalls aus Aachen kam. Um 1920 gehörte das Gebäude dem Gemüsehändler Josef Löwener. Es blieb ungefähr 60 Jahre im Besitz der Familie, die hier ihr Gemüsegeschäft betrieb. In den 80er Jahren waren hier eine Fahrschule und ein Fotograf.

Heute gehört es Rolf Hartmann, der die Fassade liebevoll restauriert hat.

Foto: Kurt Singer 24.04.2022

Am Markt 217 (nicht in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)

Über dieses Haus weiß ich nur sehr wenig. Und auch was die Zukunft dieses Hauses angeht, ist mir nichts bekannt. Bekannt ist dieses Haus aber jedem, der Ehrenbreitstein besucht. Denn es steht so auffällig da, als sei es das Wahrzeichen von Ehrenbreitstein. Während es früher seitlich und hinten angebaut war, steht es nach dem Abbruch dieser Häuser, u.a. einem Fachwerkhaus, das einmal auch eine Pizzeria beherbergte (alte Ehrenbreitsteiner erinnern sich sicher), da wie der Ehrenbreitstein-Tower. Im Dähler Volksmund ist es das Braun´sche Haus. Laut einem Datum im Giebel wurde es 1827 erbaut.

Am Markt 221

Das Haus wurde Mitte des 19, Jahrhunderts erbaut. Januarius Maurer hat das Haus 1843 erworben, 1857 war seine Witwe Ursula Maurer (geborene Comes) die Besitzerin. Die Mutter von Januarius Maurer war Agnes Zick, eine Tochter des berühmten Hofmalers Januarius Zick, der auch der Pate seines Enkels war. Januarius Maurer war Stadtrat und Bürgermeistereivertreter. 1883 gehörte das Haus einer Frau Ledosquet aus Koblenz. 1894 hatte es der Kaufmann Josef Steinbauer gekauft. Er betrieb hier ein Zigarrengeschäft und eine Zigarrenfabrikation. 1927 war der Kaufmann Gustav Müller der Besitzer, er besaß hier sein Lebensmittelgeschäft, das noch bis in die 50er Jahre bestand. Später befand sich hier einige Jahre eine Fahrschule. Später erwarb die Cherubine-Willmann-Stiftung das Haus, und es wurde 1993 mit dem Hinterhaus vollständig renoviert und umgebaut.

Am Markt 222

Das Haus ist wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts an Stelle von zwei älteren Gebäuden errichtet worden. Nach 1815 war unverputzter Bruchstein als Baumaterial wieder in Mode gekommen. Es gehörte 1857 dem Kaufmann Anton Ludwig, der es vielleicht auch erbauen ließ. Die Familie Ludwig war schon im 18. Jahrhundert als Kaufmannsfamilie in Ehrenbreitstein ansässig. Um 1880 wohnten zwei Söhne von Anton Ludwig in diesem Haus. Sie führten ein Geschäft als Kaufleute und Weinhändler. Das Haus befand sich noch 1902 im Besitz der Familie Ludwig. 1909 war der Wachtmeister und Bataillonsschneider Karl Sander der neue Besitzer, seine Frau betrieb bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine Militärefiektenhandlung, danach ein Feinkostgeschäft. Nach 1945 war anfangs noch ein Lebensmittelgeschäft im Haus, später die Drogerie Schumann. Heute ist im Ladenlokal das „Cafe am Markt“ untergebracht.

Foto: Kurt Singer 24.04.2022

Am Markt 223 (als „Gasthof zum goldenen Hufeisen“ in der Liste der Kulturdenkmäler in Ehrenbreitstein)

Wer dieses Gebäudes 1781 erbaut hat, ist nicht bekannt. Vom Stil her wurde es – bis auf die Toreinfahrt auf der linken Seite – nicht verändert. Es hat ein hohes Sockelgeschoss, die Eingangstreppe blieb erhalten. Das doppelte Mansardendach mit dem schönen Zwerchgiebel hatte ursprünglich sechs Gauben.

1857 war Anna Maria Richter (geborene Kray) die Eigentumerin des Hauses. Später kaufte es Jakob Hartmann, dessen Witwe es 1883 gehörte. Ihr Sohn, der Fuhrunternehmer Franz Hartmann, betrieb hier sein „Möbeltransport- und Verpackungsgeschäft“. Das Gebäude gehörte noch 1902 der Familie Hartmann. 1909 war der Eigentümer der „Anstreicher“ Adam Maurer. Die jetzigen Eigentümer ließen es kunstvoll restaurieren.

Die Toreinfahrt wurde am 17.06.2020 nach Fertigstellung als Durchgang geöffnet.

Am Markt 226

Stilgeschichtlich kann man das Haus den von Hofbaumeister Ravensteyn entworfenen Reihenhäusern in der Hofstraße zuordnen. Ursprünglich hatte es wahrscheinlich fünf Fensterachsen, die linke, sechste Fensterreihe wurde später noch angebaut. Knapp 100 Jahre nach Erbauung kaufte der Druckereibesitzer Ludwig Jenatz um 1820 das Gebäude von den Gebrüdem Scheidweiler und richtete dort einen kleinen Druckereibetrieb ein. Dort wurde 30 Jahre lang das „Ehrenbreitsteiner Intelligenzblatt“ gedruckt, Redakteur und Verleger war Ludwig Jenatz. Die Erben Jenatz verkauften das Haus nach 1870 an den Drechsler und Stockfabrikanten Mathias Basten. Es blieb fast 50 Jahre im Besitz der Familie Basten.
1920 war der neue Eigentümer der Metzger Heinrich Pfaffendorf, 1925 folgte der Metzgermeister Karl Heuzeroth. Das Haus blieb bis in die jüngste Vergangenheit im Besitz der Familie Heuzeroth. Die Metzgerei Heuzeroth bestand noch bis 1942, dann wurde sie vom Metzger Steindorf weitergeführt. Danach wurde im Laden eine Wäscherei eingerichtet. Heute dient es als reines Wohnhaus.

Am Markt 227

Das Haus wurde 1883 von Heinrich Schlegel gebaut. Die Familie Schlegel war noch 1938 im Besitz des Hauses, hat es aber nie selbst bewohnt, sondern immer vermietet. Zu Beginn der 80er Jahre ging das Haus in den Besitz der Wohnungsbaugesellschaft „Moselland“ über. Anschließend kaufte die Stadt Koblenz das Gebäude, die es 1997 an Paul Finken veräußerte, der das Gebäude vollständig renovieren ließ und somit vor dem Verfall rettete. Zu diesem Zeitpunkt war das Erdgeschoss wegen Hochwassergefahr nicht mehr genutzt worden. Um das Mehrfamilienhaus auch nach einer Erneuerung wirtschaftlich nutzen zu können, entschloss man sich zur kompletten Erneuerung und zum Ausbau des Dachgeschosses, was aber so einfühlsam geschah, das der Charakter des Gebäudes nicht beeinträchtigt wurde.